Der Mann ohne Kopf bei Adolfsgrün

Adolfsgrün

Fuhr da in den fünfziger Jahren der alte Neubauer aus Streckenwald Kohlen vom Karbitzer Schachte aufs Gebirge. Als er bei den Kulm-Pfützen (zwischen Ebersdorf und Adolfsgrün) war, sah er eine weiße Kugel, die trieb sich schon lange vor den Pferden herum. Da
mit einem Rucke blieben die Pferde stehen und gingen nicht mehr vom Flecke. Fing der Neubauer — er fürchtete sich vor gar nichts — zu fluchen und zu schimpfen an: „Wennste dou drvorne ni glei wag gist, drschlou ich dich min Peitschnstiele!" — Kaum hat er diese Worte gebrüllt, wurde aus der Kugel ein Mann ohne Kopf — den hielt er bei den Haaren in der Hand. Dabei schillerte die Gestalt in eigentümlichem Glanze und wechselte fort und fort die Farbe. Nun wurde dem Bauer doch unheimlich und mit aller Kraft drosch er auf den Mann ein. Der verschwand für eine Zeit — kam aber bald hinter einer Absche (Eberesche) wieder hervor und sagte feierlich: „Übermorgen — um ½ 4 Uhr nachmittag wirft du sterben!" — und verschwand. — Da fuhr der alte Neubauer heim
nichts begegnete ihm mehr auf dem Wege. Aber zwei Tage später kam er gegen die dritte Nachmittagstunde aus dem Stalle, sagte, ihm sei unwohl, legte sich nieder und ehe er noch mit den Sterbesakramenten versehen werden konnte, war er gestorben.

Quelle: Hübner Heimatkunde des Bezirkes Aussig 2. Teil, 1. Die Sagen


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