Ursprung des Dorfes Heiligen-Leichnam

Heiligenleichnam

Zur Ephorie Altenburg gehört das kleine Dorf Heiligen-Leichnam, kurzweg Heiligen genannt. Ueber den Ursprung seines Namens erzählt man sich folgende Geschichte. Im J. 1435 (nach Anderen 1434) ist vom Hochaltar der Bartholomäuskirche zu Altenburg am Tage Corporis Christi (Fronleichnamsfest) die silberne Monstranz mit der geweihten Hostie, welche die Geistlichen hatten stehen lassen, von einem armen Schuhknechte gestohlen, jene zerbrochen und stückweise in und um Zwickau verkauft worden. Auf vielfältige Nachforschung kommt man dem Diebe auf die Spur und versichert sich seiner Person gerade in dem Augenblicke, wo er noch das letzte Stück davon zu verkaufen im Begriff ist. Auf die Nachfrage: „was ihn dazu bewogen?“ antwortet er: „der Hunger!“ Als er aber weiter gefragt wird: „wohin er die Hostie gethan?“ giebt er zur Auskunft: „daß er sie wohl verwahrt habe! Es sei dieselbe von ihm auf einem Stocke im Walde niedergelegt und mit einem Steine bedeckt worden.“

Unter großer Prozession der ganzen Altenburgischen Priesterschaft wird die Hostie auf der bezeichneten Stelle gefunden und in die Bartholomäuskirche zurückgebracht hat, aber sie hat aus Teufels Betrug oder der Pfaffen nicht mehr zu St. Bartholomäi bleiben wollen. So ist denn an demselben Orte, wo man die Hostie gefunden, eine Kirche mit vier Altären, zum h. Leichnam genannt, gebaut worden, wo täglich Messe gehalten ward von dem Propst und den Priestern auf unserer lieben Frauen Berge. Besonders ist der Zulauf sehr groß gewesen um Ostern und Pfingsten, allermeist zum Fronleichnamsfeste, wo die Domherren des Georgen-Stiftes zu Altenburg zum feierlichen Hochamte sich daselbst versammelten. So wie denn überhaupt die Wallfahrten dahin sich in solcher Weise vermehrt haben, daß ein Schankhaus daselbst angelegt worden ist, in welches um die genannte Zeit 8 Tage vor und nachher fremdes Bier und Wein eingeführt worden sind, und also ist das Dorf entstanden. Die Kirche ist ein sehr ansehnliches Gebäude mit hoher Spitze gewesen und ist gleich der Kirche zu Mehna, von vielen Puncten aus gesehen worden. Der Schuhknecht aber hat seinen Tod durch Feuer bekommen. Nach der Reformation hat man diese Kirche, welche Filialkirche von Saara ward, verfallen lassen, und im J. 1539 stürzte während der Nachmittagspredigt die Decke ein, die Steine hat man dann zumeist an den Schmied Geidel verkauft und so ist die Schmiede an den jetzigen Platz gekommen, die früher nur ein steinernes Gebäude ohne Dach war und der Pferdestall hieß.

Quelle: Grässe Sagenschatz des Königreichs Sachsen


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Vermuteter Sagen-Ort (ich war ja nicht dabei). Wer es besser weiß, kann mir bitte bitte einen Tipp geben.