Ein schmaler Weg führte vorzeiten aus dem Elbtal nach Dohna. In der Walpurgisnacht schleicht ein Bursch von Strauch zu Hecke. Er fürchtet, gesehen zu werden. Ein ungut Handwerk hatte ihn ins Tal getrieben. Heimzu geht's nach der Tat. Sein Herz pocht. Ist dort jemand? Er stockt. Nein - nur der Mond wirft gespenstige Schatten. Am gefürchteten „Schäferhof“ muß der Bursch vorbei. Und eben dröhnt die Glocke zwölfmal. Jeder Schlag hämmert ins Herz. Erwacht das Gewissen auf dem Grund der Seele? Dort - da! Er möchte sich in seinem Wams verkriechen. Fahle Nebel steigen aus dem Elbtal. Von den Höhen kriecht's heran: Nebelgeister - Gespenster. Und eben jetzt!, Um Gott, was ist das? Ein silberner Streif. Tausend kleine Funken im Wirbeltanz. Ihr Licht verblaßt. Weißlich nur noch ist das Gebild. Jetzt grau - nun dunkel. Es ballt sich, schlängelt sich heran, gestaltet sich. Nun überflutet der Mond - ein grau Männlein. Zottig der Bart. Die große Nase guckt aus dem Kapuzlein. Und feuerfunkelnde Augen. Jetzt hüpft's auf den Baumstumpf. Sein Mäntlein verfließt im Gras. Mit Krallenfingern weist's auf den Burschen: „Komm - du!“ Des Burschen Haar ist wirr. Angstschweiß perlt auf der Stirn. Die Augen fiebern. „Schau - du-u-u!“ ein Wagen rumpelt daher. Schwarze Rosse sein Gespann. Feuer sprüht aus den Nüstern. Wie stechende Glut die Augen. Unheimlich scharf hebt sich das Gefährt aus dem blassen Nebel. Und auf dem Wagen Gestalten groß und klein. Sie tragen ihre Köpfe in den Händen. Blutige Köpfe - wie es scheint. Schaum steht auf den Lippen. Wildverzerrt die Augen… Jetzt kommen zwei im roten Mantel. Aus der spitzen Kappe funkeln giere Augen. Sie schleppen einen, der sich wehrt. Zwecklos wehrt. Über den Baumstumpf legen sie seinen Kopf. Ein wahnsinniger Schrei. Ein Beil saust. Des Burschen Denken gefriert. Die Unheimlichen schleppen den ohne Kopf zum Wagen. Der bocksköpfige Kutscher grinst höhnisch. Dann hebt er seine Peitsche, knallt. Der Wagen humpelt fort und zerrinnt in in der ferne. „He - du da!“ geistert die Stimme, „an Rad und Galgen vorbei geht's zur Hölle. Allen, die Böses tun, geht's so. Mit Rad und Galgen richten die Menschen. Hier im grausamen Grund richten wir - zerstören die Seele. Einmal im Jahr In dieser Nacht. Hüte dich!“ ein zerhacktes Lachen schrillt und verhüpft in der Weite. Der Nebel vergeht. Geistert dort im Dunst nicht der Schäfer mit den grauen Lämmern?
Es schlägt 1 Uhr. Sein unrecht Gut wirft der Bursch von sich. Es brennt am Körper. Gehetzt flieht er Kalte Schauer treiben ihn… Über die Straßensteine des Städtchens klappern hastende Schritte.
Quelle: Meiche Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete
Vermuteter Sagen-Ort (ich war ja nicht dabei). Wer es besser weiß, kann mir bitte bitte einen Tipp geben.