m Innern des Valtenberges hausten ehedem sieben Ritter. Sie waren durch eines bösen Zaubers Gewalt dorthin gebannt, mußten der Ruhe des Grabes entbehren und durften nur aller hundert Jahre einmal während der Christnacht versuchen, sich durch ein frommes Menschenkind erlösen zu lassen. Einem Waldarbeiter aus Langburkersdorf war es beschieden, der Befreier derselben zu werden. Der Holzhacker besaß eine zahlreiche Familie und lebte in sehr dürftigen Verhältnissen. Bei aller Armut aber war er rechtschaffen und brav. Er hatte sich einst am heiligen Weihnachtsabend spät zu Bett begeben. Da träumte ihm, als eben die alte Schwarzwälder Uhr die Mitternachtsstunde verkündete, es stünde ein glänzender Ritter vor seinem Lager und bäte ihn: „Gehe mit mir und erlöse uns!“ Als der Geharnischte ihn zu dreien Malen so innig angefleht hatte, sprang der Holzhauer auf, kleidete sich an und folgte dem seltsamen Gaste hinaus in die dunkle Winternacht. Über schneebedeckte Felder ging es aufwärts in den Hohwald und zum Valtenberge. Der Weg dahin wurde ohne Anstrengungen in erstaunlich kurzer Zeit zurückgelegt.
Am Ziele angekommen, zeigte der Ritter auf eine Pforte, die in den Berg hineinführte, und bedeutete seinem Begleiter, daselbst einzutreten. Darauf verschwand er. Der Waldarbeiter öffnete die eiserne Tür, deren verrostete Angeln ächzend knarrten, und durchschritt dann einen langen, finsteren Gang, von dessen Ende ihm heller Lichtschein entgegenstrahlte. Er gelangte in einen großen Prunksaal. Dort sah er an einer Tafel sieben Ritter sitzen, darunter auch denjenigen, welcher ihn herbeigeholt hatte. Auf dem Tisch stand ein Becher mit Würfeln, zur Seite eines jeden der Ritter ein mit Goldstücken gefülltes Faß. Der erste Ritter reichte dem Ankömmling den Würfelbecher mit den Worten: „Nimm und wirf für mich!“ Der Holzhacker würfelte. Es fielen zwei Sechsen. Da malte sich Freude in den Zügen des alten Recken. Der erlöste Ritter jubelte hell auf, gab dem Mann 12 Tannenzapfen zum Lohne und verschwand. Der so Beschenkte nahm die unscheinbare Gabe dankend an und barg sie in den Taschen seines Kittels. Nunmehr musste er für jeden der noch übrigen sechs Ritter die Würfel fallen lassen, und stets warf der glückliche Spieler einen Pasch. Die dadurch Befreiten bezahlten ihn dann jedes mal mit so viel Tannenzapfen, wie der Wurf Augen zählte und verschwanden darauf. Als der Waldarbeiter eben den letzten Gewinn einheimste, erdröhnte ein furchtbarer Donnerschlag. Er erwachte und lag zu Hause im Bett, hatte also nur geträumt.
Morgens beim Frühstück fragten ihn seine Kinder: „Vater, warum schlieft Ihr wohl in dieser Nacht so unruhig? Ihr wälztet Euch unaufhörlich hin und her und stießt zuweilen unverständliche Laute aus.“ Dann erzählte er den Seinigen jenen sonderbaren Traum. Während er noch redete, fiel sein Kittel herab von dem Nagel der Wand, daß es laut polterte. Eins seiner Töchter wollte denselben aufheben, vermochte es aber kaum, so schwer war er. Hierbei fielen die Blicke des Mädchens auf des Vaters lange Stiefel. Es rief: „Väterchen, Eure Stiefeln triefen ja noch vom Wasser, gerade als wäret Ihr eben erst heimgekehrt. Und hier in den Taschen Eures Kittels stecken so wunderschöne, goldglänzende Tannenzapfen!“ Jetzt bemerkte der Holzhauer, daß er nicht geträumt, sondern Wirkliches erlebt hatte. Er war in der Geisterstunde auf dem Valtenberge gewesen, hatte durch seine glücklichen Würfe die verwunschenen Ritter erlöst und zum Lohne Zapfen erhalten, die sich nachher in Gold verwandelten.
Nun wurde ein gar fröhliches Weihnachtsfest gefeiert. Der Holzhauer kaufte für einen Teil des Goldes ein großes Bauerngut und hieß von da ab im Dorfe nur „der reiche Zappenbauer“.
Quelle: Meiche Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete
Vermuteter Sagen-Ort (ich war ja nicht dabei). Wer es besser weiß, kann mir bitte bitte einen Tipp geben.