Im Schilbacher Walde hat sich einst an einem trüben Herbstabende der ewige Jude sehen lassen. Es war eine lange unheimliche Gestalt mit langem, eisgrauen Barte und Haar und eingewickelt in einen grau-braunen zerrissenen Mantel, von dem auch das ganze unheimlich zerfetzte Gesicht bedeckt war. In rauher, fremdklingender Sprache fragte er einen alten Vogelsteller nach diesem und jenem, nach einigen Familien und Dörfern, die aber nicht mehr vorhanden waren, aber der Sage nach einst existirt haben sollten. Dann hat er ihm einige unbekannte Eigenthümlichkeiten der da hängenden Vögel und einige heilende Kräuter, die draußen vor der Waldhütte wuchsen, gezeigt, von dem Kreuzschnabel ist er aber immer fern geblieben. Dem alten Vogelsteller wurde der Gast unheimlich, der, als er gefragt ward, ob auch ein guter Christ das Alles wissen könne, plötzlich aufstand und ohne Gruß fortging. Da sah der Vogelsteller dem Davongehenden nach und bemerkte plötzlich an seiner Spur, daß in der Sohle fünf großköpfige Nägel in Gestalt eines Kreuzes eingeschlagen waren, die dann bei jedem Schritte des Wanderers dieses heilige Zeichen in den Boden einprägten. Da sah er, wer der Wanderer gewesen war, der so genau wußte, wie vor vielen hundert Jahren die Gegend hier beschaffen gewesen sei.
Quelle: Grässe Sagenschatz des Königreichs Sachsen
Bewege den Pin mit der Maus auf den vorgeschlagenen Standort und sende die Form unten ab.