Wie die Herren von Römer zu Zwickau zu ihrem Wappen gekommen

Zwickau

Ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Eseltreiber zu Zwickau in der Mühle gewesen, dem hat einer ein Kuxwerk geschenkt, das erstlich nicht viel getragen, also daß er es auch fahren lassen wollte, weil er kein Vermögen hatte, es zu erhalten. Da nun die Bergleute Zubuße haben wollten, haben sie ihn getröstet und gesagt, Gott der Herr werde in Bälde einen großen Schatz aufthun, was auch kurz darauf geschehen ist, also daß der Eseltreiber nicht allein bei diesem Kux geblieben, sondern auch noch viele andere dazu gekauft, wodurch er mächtig reich worden, daß die Silberkuchen in seinem Hause wie Stücken Blei neben einander gelegen und täglich auf Schleifen die Straße nach Zwickau geführt wurden, davon dieselbige Straße bis auf den heutigen Tag die Silberstraße genannt wird. Nun ist aber zu wissen, daß zu Zwickau in jener Zeit eine Münze gestanden hat und täglich gemünzt worden ist. Weil aber des Silbers damals zu viel gewesen, hat dieser Römer, so ein kleines Männlein gewesen, zu sich gesagt: „wohl ist ein reicher Mann auch wohl ein armer Mann, weil ich mein Silber nicht einmal gemünzt haben kann!“ Darum ist er bei sich darüber zu Rath gegangen und hat drei Lastwagen mit Silberkuchen beladen und beschlossen, dieselben nach Nürnberg zu führen, wo ein sehr reicher Rath sein sollte. Als er nun nicht weit von dieser Stadt war, sind ihm etliche Kaufleute begegnet, welche er gar einfältig gefragt, ob sich der Markt auch wohl anlasse. Aber diese haben ihn verlacht und gesagt: „dieser alte Narr kömmt zu Markte, da derselbe schon aus ist, er wird den Weg wieder nach Hause zurückmachen müssen.“ Er hat des nicht groß geachtet, sondern hat sein Vorhaben dem Kämmerer angezeigt und gefragt, ob wohl ein Ehrenvester und Wohlweiser Rath ein Stück Geld für ein Stücklein Silbers, so einen Centner schwer, geben wolle. Da haben sie gesagt „ja wohl, wenn nur das Silber vorhanden und zwar des recht viel wäre.“ Darauf habe er gesagt, „er habe ein solches Stücklein, wenn sie es sehen wollten“. Da antworteten sie, „er solle sie zufrieden lassen, wo er es denn hernehmen wolle?“ Doch endlich auf sein Anhalten ist einer von ihnen mit ihm gegangen, dem hat er ein Stücklein Silber gewiesen und nach der Probirung, als jener gesehen, daß es gediegen Silber gewesen, hat er ihm noch ein Stücklein gezeigt, und gesagt, so ihm Geld dafür zugewogen werde, wolle er es allda lassen. Da hat der Kämmerer gesagt: „ja Herr, wenn es mehr wäre, so könnte es ein Rath der Stadt Nürnberg wohl thun!“ Darauf hat er ihm die drei Wagen mit Silber beladen gezeigt und gesagt, er habe dessen noch mehr. Darüber ist der Kämmerer sehr erschrocken und hat nicht gewußt, wie er mit ihm daran sei, hat aber gesagt, er wolle es dem Herrn anzeigen. Nach diesem ist ihm für so viele Centner Silbers, als er gehabt, eben so viel gemünztes Geld zugewogen, er von ihnen zu Gaste geladen und herrlich tractirt und für einen gnädigen Herrn titulirt und geehrt worden. Als er nun seine Waare los geworden, ist er wiederum mit seinen drei Wagen mit Gelde beladen nach Zwickau gekommen. Darauf hat aber Herzog Albrecht von Sachsen zu ihm geschickt, ob er ihm auf seiner weiten Reise zum h. Grabe mit etlichen tausend Gulden dienen könne, worauf er denn zurückgemeldet hat, dafern es seiner fürstlichen Gnaden gefällig, so wolle er selbst mit, welches denn auch geschehen, und hat dieser Römer seinen Fürsten mit 150 Pferden bis zum h. Grabe und dann wieder anheim freigehalten, und endlich quittirt, welche Reise ohne Zweifel eine stattliche Summe Geldes wird gekostet haben. Darum ist er beim h. Grabe zum Ritter geschlagen und er und die Seinen edel gemacht worden. Zum Zeugniß führen die Römer, so in Zwickau wohnen, eine Eselspeitsche (nach Andern einen Pilgerstab) im Wappen. Auch hat dieser Römer ein gewaltiges Haus am Markte eine Gasse lang nach der Mulde zu, und das Kaufhaus am Markte nebst dem Kornhause am Schlosse gebaut, das Kaufhaus dem Rathe und das Kornhaus dem Fürsten geschenkt, auch dem Rathe noch viele andere Güter geschenkt und sonst noch etliche tausend Gulden dazu geliehen, also daß sie nur Söhne seines Geschlechts, so diese in die Schule gehen und studiren würden, von den Zinsen erhalten sollten, damit es ihren Eltern nichts koste, sie möchten studiren wo sie wollten.

Quelle: Grässe Sagenschatz des Königreichs Sachsen


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