Wie die Babuschen nach Groitzsch gekommen sind

Groitzsch

Bei Leipzig liegt das kleine Städtchen Groitzsch, dessen Hauptnahrungszweig in dem Anfertigen von sogenannten Babuschen und Pantoffeln von Corduanleder besteht. Die Kunst diese ursprünglich türkische Fußbekleidung zu verarbeiten soll von einem Schuhmachergesellen aus Groitzsch, Namens Meyer, um das Jahr 1617 in seine Vaterstadt gebracht worden sein, und erzählt man, derselbe sei auf seiner Wanderung in der Fremde in die Hände eines Algierschen Corsaren gerathen und von diesem nach Constantinopel verkauft worden, dort sei er als Gärtnerknecht in die Gärten des großherrlichen Serails gekommen und habe daselbst mit einer Türkin Bekannschaft gemacht, dieselbe entführt und mit in sein Vaterland genommen. Da er nun aber keine Schätze mitgebracht hatte, so kam er auf den Gedanken, solche Pantoffeln zu verfertigen, wie er in der Türkei sowohl von Männern als Frauen hatte tragen sehen, und da er überdem im Auslande auch die Bereitung des Corduanleders gelernt hatte, so gelang ihm diese Speculation so gut, daß er nicht blos selbst dadurch reich ward, sondern daß auch seine Vaterstadt von da an fast ganz Europa mit dergleichen Schuhwerk versah.

Quelle: Grässe Sagenschatz des Königreichs Sachsen


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