Der Ritter St. Georg soll ein Ahnherr und Vorfahr der Grafen von Mannsfeld gewesen sein, daher sein Bild vor Zeiten fast an alle Gebäude, Säulen, Brunnen, Wappen, Fenster, Scheiben und insonderheit auf die Mannsfeld’sche Münze gesetzt, auch in der Stadt Mannsfeld ihm eine Kirche zu Ehren erbaut worden ist.
Nachdem sich nun derselbe von Hause aus auf Reisen begeben und sich lange Zeit in Cappadocien aufhielt, hat sich’s zugetragen, daß in Lybien vor der Stadt Siloa in einem großen See ein gewaltiger giftiger Drache lag, der mit seinem Anhauchen viele Leute, die da vorüber ziehen müssen, getödtet und verschlungen hat. Ob nun wohl die Bürgerschaft wider ihn auszog, hat er sie doch wieder zurück in die Flucht gejagt. Weil sie aber Friede vor ihm haben wollten, gaben sie ihm alle Tage zwei Schafe hinaus, als es aber an Schafen mangeln wollen, beschlossen sie, daß täglich ein Schaf und durch’s Loos ein Mensch, welchen es treffen würde, hohen oder niedrigen Standes hinausgebracht werde. Da dieses nun auf des Königs einzige Tochter fällt und diese hinaus geführt wird, kömmt gedachter Ritter St. Georg und heißt sie, nachdem er die Sache erfahren, guten Muths sein, sprengt hierauf mit einem guten Pferde und Harnisch auf den Drachen zu und durchsticht ihn mit seiner Lanze. Darauf wird er lange Zeit beim König in großen Ehren gehalten.
Nach diesem reist er gen Meißen und hält sich in Staupitz auf, welches zwischen Leißnig und Döbeln gelegen war: von diesem ist dermalen aber nichts als der Name und einige Rudera übrig. Diese Gegend wird jetzt Auf den Staupen genannt, daselbst sind schöne Felder und die Bauern zu Wendishayn haben dieselben für einen Zins in Gebrauch. Auch das schöne große Gut zu Steinau bei Hartha soll einst dem Ritter St. Georg gehört haben. Es begab sich aber, daß dieser Ritter St. Georg einst von seinen Feinden beinahe gefangen genommen ward. Jedoch kömmt er noch auf sein Pferd und wird mit diesem auf einen hohen Felsen, der Spitzstein genannt, getrieben. Da er nun nicht weiter kommen kann, so beschließt er in seinem Herzen, wenn ihm Gott Hilfe sende und er mit seinem Leben davon komme, so wolle er ihm ein Gedächtniß stiften lassen. Er springt hierauf von diesem Felsen gerade dem Dorfe Wesewitz gegenüber in den Muldenfluß hinab und kömmt davon. Zuvor soll er einen beschriebenen Bogen Papier in die Luft haben fliegen lassen, wo solcher nun würde gefunden werden, da wolle er Gott zu Dank eine Kirche hinbauen lassen. Dies ist hernach auch geschehen und hat er die Kirche hierher zu Nauenhayn bauen lassen.
Nachmals ist es geschehen, daß, als er sich von einer Reise heim begeben wollte, er im J. Chr. 303 in die Verfolgung des Diocletianus gerieth und enthauptet ward. Zuvor ward er in ein Faß mit spitzigen Stacheln und Schneiden gesteckt und von einem Felsen herabgestürzt, ist aber allezeit unverletzt geblieben, was den Tyrannen dermaßen verdroß, daß er Befehl gab, ihn zu enthaupten. Nach langer Zeit erst ist er vom päpstlichen Stuhl canonisirt und in das Register der Heiligen gesetzt worden. Zum Wahrzeichen hat man aber sein Bild stets in der Kirche von Nauenhayn vorgezeigt.
Quelle: Grässe Sagenschatz des Königreichs Sachsen
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