Vom Ursprunge des Gnadenortes Mariaschein

Krupka

Am Feste Mariä Geburt kam einst eine Magd aus der Bergstadt Graupen in das kleine Wäldchen unterhalb des Ortes, um da auf einem freien Plätzchen in der Nähe eines hohlen Lindenbaumes etwas Gras zu sammeln. Während des Grasens springt plötzlich eine Schlange vom Boden empor und ringelt sich ihr um den entblößten Arm. Das Mädchen schreit vor Schrecken um Hilfe. Die Schlange dagegen hebt den Kopf und zischt gegen die Linde hin, wo aus einer Öffnung ein schwacher Lichtstrahl hervorbricht. Nach langem Zischen und Pfeifen fällt sie wie betäubt vom Arme ins Gras und verschwindet. Schreckensbleich läuft die Magd heim und erzählt. Ihr Dienstherr begibt sich mit noch einem Graupner Bürger zur Linde und sie untersuchen die Öffnung, gegen welche die Schlange so zornig gezischt hatte. Sie fanden darin eine kleine Statue der schmerzhaften Gottesmutter, die noch heute in Mariaschein verehrt wird.
Die beiden einfachen Leute wagten nicht, den geheimnisvollen Schatz zu berühren, sondern teilten alles dem Stadtpfarrer mit. Der zog in feierlicher Prozession zum Lindenbaume. Als er der Statue ansichtig wurde, verehrte er sie mit inniger Andacht und übertrug sie ehrfurchtsvoll in die Stadtkirche. Von da
aber verschwand sie während der Nacht und wurde am folgenden Morgen wieder in der Linde gefunden. Zweimal noch brachte man das heilige, Bild nach Graupen, aber es wurde immer wieder im Lindenbaume aufgefunden. So belehrt, erbauten die Graupner eine kleine Kapelle aus Holz an Ort und Stelle. Bald kamen Wallfahrer und aus der kleinen Kapelle wurde der berühmte Gnadenort.

Quelle: Hübner Heimatkunde des Bezirkes Aussig 2. Teil, 1. Die Sagen


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