Die Stadtmauern von Neustadt und Sebnitz

Neustadt

Als unsere Städte noch mit Wall und Graben umgeben waren, da fand sich in dem meißnischen Amte Hohnstein ein kleines Städtlein, das nach der Volkssage eine große Merkwürdigkeit besaß. Es war der Ort Neustadt. Dort hatten sie nämlich eine Stadtmauer, die nur halb, und zwar im Westen, um die Stadt herumging. Allein das machte die wackeren Neustädter nicht bange, denn sie gebrauchten ihre Mauer wie einen Ofenschirm oder eine spanische Wand. Wenn nämlich von Osten her ein Feind nahte, so schoben sie einfach ihre Mauer geschwind auf diese Seite und wehrten sich dahinter, daß es eine Lust war.

Derselbe Berichterstatter (angeblich ein gewisser Lehmann aus Bischofswerda) warnt jedermann, in Sebnitz nach den Stadttoren zu fragen; denn «das wird vor einen Affront (Beleidigung) genommen und bekömpt der Fragende gemeinlich einen Buckel voll Schläge zum Gratial (Dank), dadurch sie ihm denn gar bald die Augen öffnen, wie dasselbe hinter allen Zäunen zu finden».

Quelle: Meiche Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete


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