In Niederneukirch ist Pan Dietrich, der wilde Nachtjäger, sprichwörtlich. Man sagt: „Pan Dietrich heult im Kirchwalde, es wird andere Wetter“, und wenn jemand lärmend umherrennt, heißt es: „er rasaunt wie Pan Dietrich“. Der Nachtjäger treibt sein Wesen auf dem Valtenberge und in dessen Nähe. Wie am Angstberge begleiten ihn viele bellende Hunde und der bleiche Tod, wenn er zur Mitternachtsstunde durch die Luft einherfährt. Der gute Geist, der ihm zur Seite reitet und ihn zur Umkehr mahnt, ist der heilige Bonifatius. Pan Dietrich hat sich auch am sogenannten Wochenbett gezeigt. (So nennt man einen Steintrümmerhaufen am alten Wege vom Bahnhof Niederneukirch nach dem Valtenberge, wo eine im Kriege geflüchtete Bäuerin einst ihr Wochenbett gehalten haben soll.) Es war eine dunkle Herbstnacht, als ein Putzkauer von Steinigtwolmsdorf über den Valtenberg nach seiner Heimat zurückwanderte. Er hatte eben die Stelle erreicht, wo der früher viel umfangreichere Blockhaufen zu einem Umwege nötigte. Ihn umgehend, vernahm er hinter sich das Schnaufen von Rüden. Die Hunde waren ihm schon sehr nahe. Er duckte sich deshalb seitlich zwischen die Felsbrocken nieder und lauschte. Die Meute hetzte an ihm vorüber. Hinter derselben kam ein Reiter gesprengt im wilden Jagen. Sein Roß übersprang mit einem einzigen Satz das Steintrümmerfeld, in dem sich der Wanderer verborgen hielt. Letzterer war vor Schreck hingesunken. Er bemerkte nur, daß dem unheimlichen Nachtreiter ein Schwert an der Seite hing, welches mit Geklirr an die Bäume des Waldes anschlug. Hinunter wetterte der wilde Reisige, daß unter den Hufen seines Renners die helle Lohe aus dem Boden sprang. Den steilen Hang hätte kein Sterblicher so toll abwärts zu jagen sich erkühnt. Es konnte kein Zweifel obwalten: Pan Dietrich war vorübergezogen, er, der in alle Ewigkeit verdammt ist, hier nachts zu fliehen vor den Schreckgestalten, die ihn drohend verfolgen. Noch lag der Putzkauer sprachlos droben in der Halte, als das Geräusch ihn wieder näher zu kommen dünkte. Er wollte sich erheben und seitwärts entfliehen, doch seine bleischweren Glieder versagten den Dienst. Wiederum sausten Reiter und Meute an ihm vorbei. Ihr Lärmen erstarb bald darauf in der Ferne. Die Turmuhren von Neukirch und Putzkau verkündeten die erste Stunde. Da konnte der Geängstigte sich aufraffen und den Nachhauseweg fortsetzen.
Auch andere Leute wollen den Nachtreiter am Fuße des Valtenberges gesehen haben. Sie erzählen, sein Roß sei ein Rappe ohne Kopf gewesen, vor ihm her aber wäre der Tod auf einer großen Eule mit feurigen Augen geritten.
Quelle: Meiche Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete
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