Der Hoffaktor und Stadtrichter Moses Schmid in Sebnitz war ein äußert energischer und stolzer Mann. Einst, am Abend vor Epiphanias, riefen ihn dringende Geschäfte nach dem benachbarten Neustadt. Er sattelte daher noch in der Nacht sein Roß und eilte in die stockdunkle Nacht hinaus, den kürzeren, aber für Reiter schier unzugänglichen Weg durch die „Ruhebänke“ einschlagend. Als er an dem kleinen, sumpfigen Teiche vorüberkam, der heute noch seitwärts der später erst angelegten Chaussee unsern vom „hinteren Finkengute“ liegt, stand das Pferd plötzlich zitternd still und war durch keinen Zuruf zum Weitergehen zu bewegen. Schmid sah endlich ein graues Etwas auf dem Wege auf- und niederschweben, daß ihm ein „zurück“ zuwinkte. Von Zorn und Furcht erfaßt gab er da dem Pferde die Sporen und schlug es mit der Gerte, daß es im verzweifelten Sprunge vorwärtsstürzte. Dabei fühlte der Kaufherr eine eiskalte Hand über seinen Nacken streifen. Zwar setzte er seinen Weg nach Neustadt fort, kam aber todmüde nach Hause, am ganzen Körper von gelben Blasen bedeckt; andern Tags war er eine Leiche. An jenem Teiche aber ist es noch immer nicht geheuer.
Quelle: Meiche Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete
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