In Breitenau stand bis vor einigen Jahren ein uraltes Haus, die "Walkmühle" genannt. Jahrhunderte sind an ihm vorübergezogen und vielen Geschlechtern hat es Obdach gewährt, denn es war schon im Jahre 1583 erbaut. Wie ein stummer Zeuge aus vergangenen Zeiten ragte der Bau trotzig mit seinen spitzen Giebeln in die Luft. Der hatte sich freilich die Bekleidung mit schmucken Schiefertafeln gefallenlassen müssen, weil seine morsche Holztäfelung Wind und Wetter nicht mehr standzuhalten vermochte. Auch das Dach war ursprünglich mit Stroh bedeckt, in das der Wind einst Samenkörnlein trug, so daß ein kleiner Blumengarten auf dem bemoosten Haupte des Daches sich bildete. Seit den Neuerungen, die im Laufe der Zeit sich nötig machten, war aber die Poesie des Hauses nicht verloren gegangen. Es hat seine Geschichte, eine etwas sputhafte zwar, aber das gehört nun einmal zu solch altem Gemäuer. Unter den alten Leuten im Dorfe geht noch heute die Sage, daß jeden Abend um Mitternacht ein „Walkpudel“ vor dem Hause gestanden und niemanden vorbeigelassen habe. Er hielt also Wache, daß dem Hause kein Unheil geschah.
Quelle: Richard Rentsch Geschichte der Stadt Oederan
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