Vom Bilwisschnitter zu Wallbach

Wallbach

Es ist schon mehrere Jahrzehnte her, da machten die Wallbacher Bauern auf ihren Fluren eine merkwürdige Entdeckung. Als die Saat bereits in der Ähre stand, vor allem der Roggen, war über Nacht plötzlich eine schmale Gasse durch das Getreidefeld geschnitten worden und zwar so, daß die Ähren wie absichelt neben der hohen Stoppel lagen. Niemand konnte sich diese rätselhafte Erscheinung erklären.

Ein Wallbacher Einwohner hat damals in den Nächten vor Johannis im Freien gewacht und ist auch hinter das Geheimnis gekommen. Gegen Mitternacht erschien nämlich auf schwarzem Bock ein Reiterlein am Feldrande. Es war nackt und hatte am Fuß eine Sichel, mit der es beim Ritt durchs Feld einen Streifen von Fußbreite abschnitt. Er konnte den Vorgang ganz deutlich auf mehreren Feldern beobachten und glaubte, der geheimnisvolle Reiter müsse wohl der Teufel selber sein.

Nun konnte sich auch der älteste Bauer darauf besinnen, das man bereits in der ältesten Zeit dieselbe Beobachtung gemacht und den Reiter den Bilsenreiter oder Bilmisschnitter genannt habe. Er sei in der Tat ein böser Ackerdämon und erscheine manchmal schon vor Walpurgis auf dem Felde. Als Schutzmittel gegen den Bösewicht empfahl er den Bauern Zaubersprüche oder, da der Geist das Feld nur über Eck betreten dürfe, ein dort aufgestelltes Kreuzchen.

Die moderne Wissenschaft erklärt den Bilwisschnitt als eine Weg durch das Getreidefeld, den sich ein Hase oder ein Hamster beißt.

Quelle: Alfred Horn Leisniger Heimatsagen


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