Der Schatz unter der Stundensäule am Hohen Steine

Landwüst

Gar nicht weit vom Hohen Steine, unweit des Dorfes Landwüst, steht eine Säule, welche die Stundensäule genannt wird. Unter dieser befindet sich, wie alte Leute erzählen, ein riesiger großer, eiserner Kasten, welcher mit Goldstücken angefüllt ist, die aber von einem Geiste bewacht werden. Derselbe sitzt auf der Truhe und wird nur dann weichen, wenn das rechte Zauberwort gesprochen wird. Wenn man den Schatz heben will, so muß man dieses Zauberwort kennen, darf aber weder auf dem Wege bis zur Säule, noch während des Grabens und auf dem Rückwege ein Wort außer dem Zauberworte sprechen. Ebenso darf man sich nicht umsehen, denn wer dies thut, dem wird das Genick gebrochen.
Mit dem Schatze aber hat es eine eigentümliche Bewandtnis.
Vor alter Zeit, als noch die Heerstraße von Adorf über Remtengrün, Schönlinde und Landwüst nach Eger hinführte, am einmal in der Nacht ein Reiter in das Dorf Landwüst gesprengt und begehrte einen Bauer als Führer. Sein Mantel pauschte ganz gewaltig, denn er hatte einen großen Sack mit lauter blanken Goldstücken, welche er durch Raub und Plünderung während des damals herrschenden Schwedenkriegs an sich gebracht hatte, darunter verborgen.

Es fand sich ein Bauer, der ihm den Weg zeigen wollte, und beide verließen das Dorf bei dichter Finsternis. Als sie an den Ort gekommen waren, wo die Säule stand, verbarg der Reiter sein Gold in einem Kasten und befahl dem Bauer, denselben in die Erde zu vergraben. Er sagte aber, daß Pulver und Blei darin verschlossen wären. Der Mann grub aus Leibeskräften, versenkte die Truhe und deckte sie wieder sorgfältig mit Schutt zu. Für seine Mühe erhielt er zehn Dukaten. Kaum war aber der Bauer einige Schritte von der Säule entfernt, so kam der Reiter ihm nach und erstach ihn, damit das Geheimnis mit dem Kasten niemandem bekannt würde. Der Offizier – denn ein solcher war der Reitersmann, – wurde im nahen Walde von seinen Kameraden, mit welchen er das Geld teilen sollte, erwartet. Weil er aber mit leerem Beutel kam, hängten ihn diese an den ersten besten Baum und ritten davon.
Am nächsten Tage fand eine Schar schwedischer Reiter, welche den Wald und andere zu Verstecken geeignete Plätze nach Spionen und Vagabunden durchsuchte, nicht allein den gehenkten Schwedenoffizier, sondern auch den ermordeten Bauer. Weil dieser aber zehn Dukaten in der Tasche hatte, die er vordem nicht besessen haben konnte, so sagten die Leute, er sei ein Schatzgräber gewesen, habe auch einen Griff in den Goldbehälter gethan, sei aber, da er jedenfalls während der Arbeit gesprochen oder sich umgesehen habe, von einem Geiste getötet worden.

Quelle: Köhler Sagenbuch des Erzgebirges


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