Im Jahre 1559 hat sich zu Platten, der Schneebergischen Kolonie, wo damals noch alles evangelisch gewesen, ein Teufelsspiel geäußert, da der Satan eines Schmieds Tochter, mit Namen Anna, leibhaftig besessen und sie grausam gequälet, bis er wieder ausgetrieben worden. Bemeldete Schmieds Tochter hat sonst ein gutes Zeugnis gehabt, wie sie christlich, keusch und züchtig gelebt, zur Kirche gegangen, das heilige Sakrament oft gebraucht und die Evangelien mehrenteils auswendig gelernt; aber doch wäre sie zu Fastnacht aus Verhängnis Gottes vom bösen Geiste besessen und darauf krank niedergeworfen worden. Zu Ostern habe man die leibliche Besitzung des Teufels verstanden, nachdem der Satan aus der Jungfrau leibhaftig zu reden angefangen und in der Stube in der Gestalt eines Kuckucks, Rabens und einer Hummel sich sehen und mit solcher Vogelstimme sich hören lassen und je länger je mehr von Tag zu Tag wunderliche Dinge geredet, sonderlich bei dem großen Zulauf des Volkes von Einheimischen und Fremden. Und wenn der Name Jesus genannt worden, habe er sich in der Jungfrau Augen gesetzt und ihr dieselben wie große Henneneier aus dem Kopfe herausgetrieben, daneben die Zunge einer Spanne lang wie eine zusammengeflochtene Wiede zum Mund herausgestreckt und ihr das Angesicht auf den Rücken gewendet. Wenn sie einmal Ruhe gehabt und gefragt worden, wie es ihr ginge, habe sie kurz geantwortet, es dünke sie, als wenn sie stets auf einem Wasser läge und ertrinken solle, aber es kämen noch allewege fromme Leute und hülfen ihr davon. Einstmals habe der Teufel bekannt, daß die Jungfrau ihn zu Fastnachten in einem Trunk Bier unter einer Fliege Gestalt getrunken, nachdem er ihr zwei Jahre nachgegangen wäre. Ein frommer Mann, mit Namen Elias Hirsch, ist alle Nacht bei der Jungfrau gewesen, hat ihr vorgebetet und sie getröstet. Einstens habe der böse Geist zu ihm gesprochen: »Elias, thue einen Reihen oder Tanz mit mir, tanz vor oder tanz nach!« Und da Elias geantwortet: »Du Schelm, Du gehörest nicht unter die Menschen, mit ihnen zu tanzen, tanze in das höllische Feuer!« so habe er wieder geantwortet: »So gehe hinweg, Du wirst einen feinen Tanz sehen.« Und indem er angefangen zu pfeifen, wäre eine Katze zur Stube herein, und ein Hund unter dem Tische hervorgelaufen, und diese hätten miteinander einen langen Tanz gethan, bis die Katze wieder zur Stubenthüre hinaus, und der Hund sich auch wieder verlaufen. Dergleichen seltsame Possen hätte der Teufel noch mehr angerichtet. Endlich aber ist er aus der Jungfrau durch der Priester und vieler frommen Christen Gebet und Seufzen getrieben worden und wie ein Fliegenschwarm zum Fenster hinausgefahren, nachdem er vorher von der Jungfrau ein Glied, dann einen Nagel vom Finger und zuletzt nur ein Haar begehret, gleichwohl aber nichts erhalten. Dabei hat er gesagt: »Alle, die nicht gern zur Kirche gehen wollen, selbst daheim lesen, zum Sakramente nicht gehen, im Fressen, Saufen und Wucher liegen, sind alle mein mit Leib und Seele. Und sofern diese Buße thun wollen, so will ich ausfahren.« Zu dem mit anwesenden Geistlichen von Schlackenwerthe sagte er noch: »Und Du Pfaff von Schlackenwerthe, vermahne die Deinen zur Buße, dahin fahre ich!« Welches denn dieser Pfarrer seiner Gemeinde öffentlich auf der Kanzel auch angesagt mit Vermahnung zur Buße.
Quelle: Köhler Sagenbuch des Erzgebirges
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