Die Wäsche der Steinteichnixen

Großröhrsdorf

Vor Jahren ging in einer schönen Sommernacht ein Groß- röhrsdorfer Bursche, der in Arnsdorf seine Braut besucht hatte, heimwärts über den Tannenberg und nahm seinen Weg durch die Masseney. Der Vollmond stand am Himmel und machte die Nacht zum Tage.

Kurz nach Mitternacht kam der junge Mann, dessen Gedanken sich mit dem trauten Liebchen noch beschäftigten, am Steinteiche vorüber. Da bemerkte er, wie über dem Steinteiche reizvolle Nebelgebilde schwebten, sich senkten und neigten.

Am Ufer des Waldteiches aber lag es weiß wie Schnee, und als er näher hinsah, bemerkte er zu seiner größten Ver- wunderung, daß es seidenartige Wäsche war, die im Monden scheine wohl bleichen sollte. Da kam er in Versuchung, ein Stüd von der betreffenden Wäsche mitzunehmen. Schon streckte er die Hand darnach aus, als er sah, wie die Nebelgestalten sich so lebhaft bewegten, wie wenn der Wind sie fege. Darüber er. schraf er gar sehr. Er zog sogleich die nach der Wäsche aus gestreckte Hand zurück und ging weiter. Noch manchmal kam der Bursche in später Nachtstunde am Steinteiche vorbei, sah auch, wenn der Mond schien, die feine Wäsche der Nixen am Ufer des Steinteiches zum Bleichen ausgebreitet. So verlockend die für ihn auch war, er konnte sich doch beherrschen und ging vor über.

Eines Tages führte er seine Herzerkorene zum Altare. Wie glücklich war er! Als nun abends die Hochzeitsgesellschaft beim fröhlichen Hochzeitsschmause sasß, öffnete sich plößlich die Tür, und herein traten zwei bildschöne Mädchen mit langem, blondem Haar und in meergrünen Kleidern. Sie nahten sich dem Braut paare und überreichten ihm ein fein verschnürtes und mit Wasser- rosen geschmücktes Kästchen. Darauf verschwanden sie spurlos. Niemand kannte sie! Niemand wußte, woher sie gekommen waren! Nun öffnete das Brautpaar neugierig das Kästchen. Wie groß war sein Erstaunen! Es war mit der feinsten schneeweißen Wäsche angefüllt! Der Bräutigam erkannte sie sogleich wieder.

Es war Wäsche, wie er sie am Ufer des Steinteiches im Mondenschein wiederholt gesehen hatte. Die Freude war groß! Nun wußte er auch, wer jene zwei Mädchen gewesen waren.

Als übers Jahr ein liebreizendes Töchterchen dem jungen Paare in die Wiege gelegt ward, wurde das Kind mit der feinen Wäsche der Steinteichnixen umhüllt. Das Mädchen wuchs heran zu einer blühenden Jungfrau, die alle gern hatten und die der glücklichen Eltern Stolz war. Im Dorfe wurde sie die Nixe genannt.

Quelle: Bernh. Störzner Die Masseney in Sage und Geschichte (Teil 1)


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Vermuteter Sagen-Ort (ich war ja nicht dabei). Wer es besser weiß, kann mir bitte bitte einen Tipp geben.