Die Martertelle bei Rathen

Rathen

Bei Rathen hat es einstmals zwey Schlosser gegeben, von denen das untere, Alt-Rathen genannt, in den Hussitenkriegen zergangen ist das obere Schloß aber, neben der Bastei, das man später den Neu-Rathen hieß, weil es in den Schwedenkriegen von den Umwohnern als unzugänglicher Zufluchtsort benutzt wurde, ist schon im eilften Jahrhundert zerstöret worden, da Kaiser Heinrich IV. vollends die Austilgung der Sorbenwenden hinausführete, welche Kaiser Henricus Auceps (= König Heinrich der Vogler) angefangen hatte. Es soll dieser feste Ort dazumal bey allzu großer Sicherheit der Sorbenwenden von denen Deutschen dennoch einstens unvermuthet überstiegen worden seyn, da denn, als die Deutschen ihre Kriegszeichen vor dem Schlosse gegeben, die Sorbenwenden beym ersten Schrecken großen Theils sich in den Räthner Grund hinabgestürzet, wie man denn noch (1755) den Ort des Abgrundes zeigt, wo dieses Herabsprüngen und Stürzen geschehen, und einige wollen noch in dem Räthner Grunde außerordentlich große Menschengebeine von den allda verunglückten Sorbenwenden entdecket zu haben.

Außer vielen Totenköpfen und Menschenknochen will man in der Schlucht Sporen, Pfeilspitzen und Steinkugeln gefunden haben. Der Ort aber wird um jenes wilden Ereignisses willen die Martertelle genannt.

Quelle: Meiche Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete


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Vermuteter Sagen-Ort (ich war ja nicht dabei). Wer es besser weiß, kann mir bitte bitte einen Tipp geben.