Vor Ottendorf, draußen am „Damme“, steht an der Sebnitzer Landstraße eine einsame Birke. Der werden die Leichen „abgesungen“. Bis dahin geht der Lehrer mit den Schulkindern. Die Leiche wird nochmals abgesetzt oder der Wagen hält an, und die Kinder singen en letztes Lied. Dann gehen sie mit dem Lehrer heim und die Trauergemeinde nach Sebnitz auf den Gottesacker.
Eines schönen Tages kommt der Linden-Barthel aus der Stadt gefahren. Die Bäume an der Straße stehen im Blütenschmucke, und smaragden leuchtet das Grün der Birke vorm Dorfe. Der Barthel ist guter Laune und pfeift sich eins. Da - vor der Birke bleiben die Rösser stehn. Mit einem Rucke. Den Barthel wirft's vornüber. - „Ihr Saukrücken!“, brüllt er, setzt sich wieder zurecht und und „Hüh“! Die Pferde stehn. Er langt sich die Peitsche und pfeift ihnen eins drüber. Die Pferde gehn hoch, aber vorwärts nicht. Er ist platt. Endlich erholt er sich. Er steigt ab und nimmt den Zaum in die Hand. Er zieht, stemmt sich ein und zieht und zieht. Die Gäule stehn fest. Hexerei, verfluchte! Mit rechten Dingen kann das nicht zugehn. Da hat er mal von den Rockenweibern einen alten Zauberspruch gehört. Den spricht er. Es nützt nichts. Die Gäule sind fest. Herrgott, der Höllenzwang! Nochmals versucht er's. Nochmals zieht er. Da schaut er zufällig durch den Zaumring. Hilf, Himmel! Er sieht Grausiges. - Nun ist ihm alles gleich. Er springt auf den Bock. Von den Pferden trieft Angstscheiß. Er nimmt die Peitsche und brüllt: „Na denn, in oall'n drei Tuifelsnoamen! Weiter!“ Er schlägt zu und mit gewaltigem Sätze springen die Pferde an und in rasendem Tempo geht's bis heim. - Was der Linden-Barthel durch den Zaumring sah, soll nie über seine Lippen gekommen sein.
Quelle: Meiche Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete
Vermuteter Sagen-Ort (ich war ja nicht dabei). Wer es besser weiß, kann mir bitte bitte einen Tipp geben.