In Hinterhermsdorf war's vor einem Vierteljahre gewesen, da war der Stegbäcken-Male der Mann gestorben. Nun hatte sich das Weibel nicht weit von Saupsdorf ein kleines Haus gekauft.
Es ist am Abend vor der Kirmst. Zwei Frauen aus Hinterhermsdorf sind bei ihr zu Besuch. Sie haben sich verspätet und wollen bei der Stegbäcken-Male bleiben. Der ist es sehr willkommen, denn sie fürchtet sich ein bissel. Es geht um im Hause. - Sie sitzen im Stübel. Leis blackert die Petroleumlampe. - Da! - Auf dem Boden rührt sich was. Erst leise. Dann ist's, als ob einer in Holzpantoffeln herumläuft. Eine Türe Knarrt. Es scheecht! Sie treten ängstlich in den Hausraum. Die Male ruft die Treppe hinauf:„ Gutthalf, bist denn Du doa? - Soah's (sage es) ocke!“ - Ruhe. - Da schleift's weiter. - „Soah's ocke, Gutthalf!“ - Es schleift weiter. - „Gutthalf, sullt's soahn ob Du's bist! - Willste Kuchen hoan? Dar liegt ei d'r Koammer!“ - Keine Antwort. Die Türe knarrt. Es schleift weiter. Die drei Weibel haben böse Angst. - „Gutthalf, Soah' ock, woas de willst, doaß de zor Ruhe kimmst!“ - Da spricht's von oben herab: „Jech such'n Schlissel zor Loade!“ - Ruhe. - „Du, biste na doa, Gutthalf?“ - Es schleift. - „Gutthalf, dan hoa'ch vergass'n. Dar is na ei Hingerharmsdorf. Bie ock ne biese, Gutthalf!“ - Ruhe.
Am Montag darauf kommt die Frau des neuen Besitzers von Stegbäckens Haus in Hinterhermsdorf. Als sie die Male sieht, zittert sie an allen Gliedern. Sie will nicht mehr in Hermsdorf bleiben. In ihrem Hause scheecht's seit Sonntag Nacht. - „Ach, Rese. doas is mei Gutthalf, dar sucht'n Schlissel vu d'r Loade. Läh'n ock uff'n Boden uff a Brat'l, und wenn mei Moan wiederkimmt, doa rufft'n ruff, wo er liegt. Mach's ocke! Od'r sull'ch mitgihn?“ - „Nee, wenn's su is, doa is ne niet'ch. Doa macht's mei Fritze, dan war 'ch 's soahn“, sagt die Frau aus Hinterhermsdorf.
In der Nacht, als das Schleifen wieder beginnt, ruft ihr Mann dem Geiste hinauf, wo der Schlüssel läge. Es rumort noch eine Weile, dann ist Ruhe. Am nächsten Morgen war der Schlüssel weg vom Brettel auf dem Boden. Seit der Zeit hat es in dem Hause nicht mehr gescheecht. Der Gotthelf hatte seine Ruhe.
Quelle: Meiche Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete
Vermuteter Sagen-Ort (ich war ja nicht dabei). Wer es besser weiß, kann mir bitte bitte einen Tipp geben.