An der Freiberger Mulde, zwischen Altzella und Roßwein, lag vor vielen Jahren, als noch alles ringsum mit Wald bedeckt war, eine Mühle, genannt die Talmühle. Da die Müllersleute keinen männlichen Erben hatten, bestimmten sie, daß ihre Tochter einen Müller heiraten sollte.
Eines Tages meldete sich ein Müllerbursche und fragte nach Arbeit. Der Müller brauchte gerade einen Knappen und nahm ihn in Dienst, war auch mit seiner Arbeit zufrieden. Nun spann sich zwischen dem Knappen und der Müllerstochter ein Herzensverhältnis an, das mit der Zeit immer inniger wurde. Doch der Müller wollte von einer Verbindung seiner Tochter mit dem mittellosen Burschen nichts wissen.
An einem schönen Abend bei hellem Mondschein ging der Bursche am Muldenufer spazieren und war in Gedanken über sein wisses Verhältnis zu seinem Rösel versunken. Da sprach er für sich: ,,Wenn jetzt nur gleich der Teufel käme und mir ein Mittel verschaffte, daß ich mein Rösel heimführen kann, ich würde ihm jeden Preis zahlen." Es dauerte nicht lange, da erschien der Teufel in höchsteigener Person. Er erschlich sich das Vertrauen des Burschen, so daß ihm dieser seinen Kummer anvertraute. Darauf versprach ihm der Böse, ihm zu Reichtum zu verhelfen und den Müller zu bewegen, ihm Tochter samt Mühle zu geben. Allerdings müsse er sich ihm unter gewissen Bedingungen mit Gut und Blut verschreiben. Nach 25 Jahren werde er wiederkommen, und dann müsse er den Vertrag erfüllen. Außerdem bedinge er sich aus, daß ihm während dieser Zeitspanne alle Nächte um Mitternacht ein Maß Hirse auf den Boden der Mühle gestreut werde. Tue er das einmal nicht, sei er ihm verfallen. Nach einigen Bedenken war der Müllergeselle bereit, den Vertrag zu unterschreiben.
Alles ging nun nach Wunsch. Mühle und Müllers Röschen wurden sein. Die Mühle nahm einen tüchtigen Aufschwung, und ihr Besitzer gelangte zu Reichtum, wie es der Teufel versprochen hatte. Zur Freude der jungen Müllersleute wurden ihnen zwei Kinder geboren. Bislang war der Müller seiner Verpflichtung gegenüber dem Teufel gewissenhaft nachgekommen, aber eines Abends war er fest eingeschlafen und hatte das Hirsestreuen verpaßt. Mit einem Male durchfuhr die Mühle um Mitternacht ein Rumoren, als solle alles zugrunde gehen. Der Müller rannte, ohne ein Wort zu seiner Frau zu sagen, auf den Boden und streute ein Maß Hirse. Sofort war alles wieder still.
Nach und nach vergingen die 25 Jahre, und eines Tages erschien der Teufel, um den Müller an den Vertrag zu erinnern. Noch fehlten drei Tage. Da der Müller den so inständig bat, von der Erfüllung des Vertrages abzusehen, schlug ihm der Teufel vor, er möge ihm an jedem der drei Tage eine Aufgabe stellen. Könne er eine davon nicht lösen, so solle der Müller gewinnen, sein Leben und Gut behalten. Löse er aber alle drei, so werde er den Müller holen, und von der Mühle werde keine Spur übrigbleiben. Am Abend kam der Teufel wieder und verlangte, die erste Aufgabe zu hören. Der Müller hatte unterdes sechs Sack Hirse und sechs Sack Korn untereinandergemischt, die nun der Teufel wieder auseinandersortieren sollte. Der Teufel breitete den Getreidehaufen auseinander, hielt das linke Nasenloch zu, blies mit dem rechten hinein, und Hirse und Korn schieden sich, daß sie nicht reiner auseinandergelesen sein konnten. Für den zweiten Tag hatte der Müller drei Sorten vermengt, und zwar Korn, Hirse und Gerste. Der Teufel kam, blies erst mit dem rechten, dann mit dem linken Nasenloch hinein, und alle drei Sorten waren aufs beste geschieden. Voller Schadenfreude erinnerte der Teufel den Müller daran, daß ihm nur noch eine Aufgabe zu lösen bleibe.
Der Müller wußte sich keinen Rat mehr. Vor lauter Angst bekam er heftiges Leibweh, so daß er sich vor Schmerzen nicht zu lassen wußte. Der Teufel stellte sich pünktlich ein, sah den in seinem elenden Zustand und freute sich weidlich über dessen Verlegenheit. Da ging dem geplagten Müller mit langgedehntem Ton ein Wind ab. Entschlossen rief er dem Teufel zu:,,Geschwind, mach einen Knoten rein!" Wenn der Teufel auch sonst alles kann, dieses brachte er nicht zustande. So war er denn überlistet und der Müller gerettet. Mit Flüchen und Verwünschungen sprengte der Teufel auf seinem Pferd von dannen, die Straße nach Etzdorf zu, wobei er das Pferd in seiner Wut derart drangsalierte, daß es wild ausschlug. Dabei traf es den Markstein mit solcher Wucht, daß ein Hufeisen drin steckenblieb. Das Hufeisen im Markstein war noch lange Zeit zusehen.
Quelle: Meiche Sagenbuch des Königreichs Sachsen
Vermuteter Sagen-Ort (ich war ja nicht dabei). Wer es besser weiß, kann mir bitte bitte einen Tipp geben.