Das Vesperlied zu Pegau

Pegau

Im Jahre 1644 berannte der schwedische Feldherr Torstensohn die Stadt Pegau mit aller Macht, um dieselbe dafür zu bestrafen, daß zwei berüchtigte Pegauer Räuber oder Freischaarenführer, Flachsveit und Fiedelhans genannt, die Abgeordneten dieser Stadt, welche die derselben aufgelegte Contributionssumme an den schwedischen General nach Leipzig zu bringen hatten, überfallen, letztere geraubt, die schwedische Bedeckung zerstreut und verwundet und eine in dem Geleite befindliche junge schwedische Gräfin ermordet hatten. Trotzdem, daß sich Pegau wacker vertheidigte, hätte es sich doch nicht halten können, denn es brannte schon an allen Ecken, da zog der damalige Superintendent Lange in Amtstracht mit 12 Knaben in Todtenhemden unter Absingung des bekannten Liedes: „Wenn wir in höchsten Nöthen sein, und wissen nicht wo aus noch ein“ etc. in das schwedische Lager, und Torstensohn, der in Lange seinen frühern Lehrer erkannte, gewährte ihm Gnade für seine Stadt. Bei dem Wiederaufbau derselben ward auf die neue Superintendentur nach Morgen hin eine mit dem Namenszuge Lange’s und der Jahreszahl 1647 bezeichnete Fahne gebracht, nach Abend hin aber, wo das Schwedenlager gewesen, ein Kreuz aufgestellt und hierauf eingerichtet, daß jeder Nachmittagsgottesdienst in Pegau mit dem oben genannten Liede zu beginnen habe.

Quelle: Grässe Sagenschatz des Königreichs Sachsen


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